Do’s and Dont’s im Praktikum
Es war vielleicht gar nicht so einfach, einen Praktikumsplatz zu finden und ihn dann auch zu erhalten, aber endlich ist es so weit. Morgen werden Sie Ihr Praktikum antreten. Aber wie verhält man sich eigentlich an so einem Praktikumsplatz, darauf spielt der Anglizismus in der Überschrift an: Was kann ich dort machen und was sollte ich besser lassen. Immerhin kann das Praktikum eine nachhaltige Kontaktaufnahme zu einer Firma oder Behörde bedeuten, die später sogar in eine Festanstellung münden kann. Eben weil der erste Eindruck, den Sie während des Praktikums hinterlassen, so wichtig für Ihren weiteren Lebensweg sein kann, fanden wir es wichtig, eine Art Praktikanten-Knigge zusammenzustellen.
Pünktlichkeit ist oberstes Gebot
Es ist grundsätzlich extrem unhöflich, unpünktlich zu sein, weil man damit ausdrückt, dass man die anderen Personen und deren Zeit nicht wertschätzt. Beim Praktikum ist Pünktlichkeit daher umso wichtiger, weil man eigentlich als eine Art „Bittsteller“ auftritt, der ja von den anderen Menschen etwas will, nämlich Betreuung, Zuwendung und Ausbildung. Gleich am ersten Tag unpünktlich einzutrudeln, das ist ein absolutes „No-Go“. Wir raten daher unbedingt dazu, die Fahrzeit zum Praktikumsplatz möglichst großzügig einzuplanen, damit auch ein Stau oder ein ausgefallener Zug das pünktliche Erscheinen dort nicht gefährdet.
Was ziehe ich an?
Diese Frage stellen sich heute nicht nur junge Frauen, die richtige Antwort darauf kann auch für einen jungen Mann entscheidend sein. Selbstverständlich hängt diese stark von der Art des Arbeitsplatzes ab. Es ist wohl jedem plausibel, dass das Outfit für eine Anwaltskanzlei eleganter sein sollte als in einem Sportgeschäft oder in einem Baumarkt. Bereits das Vorstellungsgespräch ist ja eine gute Gelegenheit, im Unternehmen darauf zu achten, wie sich dort die Mitarbeiter kleiden. In den meisten Fällen gibt es dort eine erkennbare Hierarchie, also ein paar Anzugträger aus der „oberen Etage“ und dann die vielen „normalen“ Mitarbeiter, an denen man sich gut orientieren kann.
Im Zweifel ziehen Sie sich einfach etwas schicker an als sonst. Dass Ihr Hemd und Ihre Hose sauber sind und keine Kaffee- oder Milchflecken aufweisen, davon gehen wir hier stillschweigend aus. Wegen Piercings und Tattoos darf zwar offiziell niemand benachteiligt oder gemobbt werden, dennoch reagieren manche Menschen etwas irritiert darauf. Um hier Konflikte zu vermeiden, ist es vielleicht möglich, diese nicht zu offen zur Schau zu tragen.
Ein typisches „Don’t“ beim Dressing im Praktikum ist bei Männern: die Bermuda Shorts bei Frauen: bauchfreie oder tief ausgeschnittene Tops mit herausschauenden BH-Trägern.
Wie stelle ich mich vor, wenn alles beginnt?
Bescheidene, höfliche Zurückhaltung ist angebracht, wenn Sie das Unternehmen an Ihrem ersten Tag betreten. In der Regel begegnen Sie zuerst einem Pförtner, dem Sie Ihren Namen und den Namen des Mitarbeiters, der Ihr erster Ansprechpartner im Unternehmen ist, nennen. Dieser wird dann angerufen und wird Sie nach wenigen Minuten im Eingangsbereich in Empfang nehmen, um Sie in jene Abteilung zu bringen, wo Ihr Praktikum stattfinden wird. Um sich selbst allen neuen Kollegen kurz vorzustellen, dafür gibt es meistens bald eine Gelegenheit im Rahmen der nächsten Abteilungsbesprechung. Es ist ratsam, sich für diese Gelegenheit im Vorfeld ein paar Worte zurechtzulegen, um ein langweiliges „Gestammel“ mit „öh“ und „äh“ zu vermeiden. Die Informationen, die Ihre neuen Kollegen erst einmal von Ihnen hören möchten (und bitte nicht zu leise), sind:
– Name
– Alter
– Herkunftsort
– Schule (Klasse) oder Universität (Fachgebiet und Semester)
– Grund für die Auswahl gerade dieses Unternehmens für das Praktikum
Mit viel mehr braucht man die neuen Kollegen erst mal nicht „belasten“, denn sie haben zu diesem Zeitpunkt auch viele andere Themen zu besprechen.
Team-Besprechungen gehören zum Arbeitsalltag
Derartige Meetings können in der Regel nur dann produktiv sein, wenn ein Tagesordnungsplan sukzessive und konsequent abgearbeitet wird. Das bedeutet, dass das Thema, mit dem Sie beschäftigt sind, vielleicht erst unter TOP 17 kommt. Solange muss man dann mit der Frage oder Aussage, die man einbringen möchte, geduldig warten. Den anderen Kollegen zur Unzeit oberlehrerhaft ins Wort fallen, das geht gar nicht.
Was ebenfalls als extrem störend empfunden wird, das sind private Telefongespräche, ständiges Surfen im Internet oder das ewige „Gedaddel“ mit einem Spiel oder in sozialen Netzwerken mit dem iPhone.
Du oder Sie?
In manchen Abteilungen ist es heute Usus, dass sich im Sinne einer verbesserten Kollegialität im Team alle duzen. Wenn das so ist, wird man Sie einladen, dabei zu sein, was Sie gern und dankbar annehmen. Ansonsten zählt unbedingt immer das „Sie“.
Verhalten gegenüber den einzelnen Kollegen
Wenn Sie Fragen haben oder kurz mit einem der Kollegen sprechen möchten, achten Sie bitte darauf, ob dieser Kollege Zeit für Sie hat. Wenn dieser gerade telefoniert, etwas programmiert oder sich mit dem Chef unterhält, ist es nicht angebracht, ihn zu unterbrechen.
Wenn Ihnen die Kollegen erklären, was Ihre konkrete Aufgabe sein wird, hören Sie gut und konzentriert zu. Fallen Sie nicht ins Wort und vermitteln Sie nicht, dass Sie ja schon alles wissen. Nachfragen ist erlaubt, wenn Ihre Fragen nicht immer das vorwegnehmen, was der Kollege sowieso gerade erläutern wollte.
Verbringen Sie die Mittagspause gemeinsam mit einigen Kollegen in der Kantine. Sich zurückzuziehen, auch wenn das Bedürfnis vielleicht besteht, wird eher als etwas elitäres Verhalten interpretiert nach dem Motto: „Der will wohl mit uns nichts zu tun haben.“
Sind die anderen Praktikanten meine Konkurrenten?
Das sollten Sie so nicht sehen. Gibt es gleichzeitig mehrere Praktikanten, dann hat das Unternehmen auch eine entsprechende Größe, gegebenenfalls später alle einstellen zu können. Viel wertvoller ist eine ehrliche Solidarität unter den jungen Menschen, die sich gegenseitig im Praktikum unterstützen können. Zur Eigeninitiative kann zum Beispiel auch gehören, im Falle einer etwas umfangreicheren Aufgabe anzubieten, diese gemeinsam mit einem anderen Praktikanten zu erledigen.
Verhaltensregel während des Praktikums
Die Betreuer haben ihre eigenen Aufgaben und nicht immer Zeit, sich um den Praktikanten zu kümmern. Deshalb wird von dem Praktikanten etwas Eigeninitiative erwartet, die Fähigkeit, sich auch mal selbst eine adäquate Aufgabe, die er selbstständig löst, zu suchen. Das macht übrigens einen sehr guten Eindruck.
Durch vorausschauendes Mitdenken lassen sich viele solcher Aufgaben finden. Dazu braucht man die Kollegen meistens nur beobachten. Wer dabei ist, einen großen Schlauch aufzuwickeln, kann ganz bestimmt eine spontan helfende Hand gebrauchen. Wer einen voll bepackten Wagen den Flur entlang schiebt, freut sich, wenn ein junger Mensch aufspringt, um ihm alle Türen des Weges aufzuhalten. Je mehr Sie sich in Ihren Praktikumstagen aktiv engagieren, desto mehr Praxiserfahrung ernten Sie aus all den verschiedenen Tätigkeiten.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Seinen Respekt bringt der Praktikant allen Mitarbeitern möglichst in gleichem Maße entgegen und versucht, niemanden zu „bevorzugen“. An Klatsch und Tratsch, was zuweilen bis zum Mobbing abdriften kann, beteiligt sich der Praktikant grundsätzlich nicht.
Überhaupt ist es oft nicht vermeidbar, dass der Praktikant sogenannte „Insider-Informationen“ über das Unternehmen erfährt. Diese dann öffentlich auszuplaudern, ist sogar strafbar. Aus diesem Grunde wird man zu Beginn eines Praktikums oftmals angewiesen, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen. Wir raten dringend dazu, sich daran auch allen Ernstes zu halten.
Hilfe – ich habe einen Fehler gemacht
Dass einem jungen Menschen mal ein Fehler unterlaufen kann, das wissen alle Kollegen. Daher bewahren Sie Ruhe, wenn es passiert ist und vertrauen sich unmittelbar einem Kollegen an, der in aller Regel guten Rat gibt, wie die Situation schnell bereinigt werden kann.
Ein Don’t im Praktikum ist es, einen Fehler verschwiegen unter den Teppich zu kehren in der Hoffnung, dass dessen vielleicht bald ein anderer Kollege verdächtigt wird. Immerhin geht ja Ihr Praktikum bald zu Ende. Aber am Ende kommt immer alles heraus.
Was passiert im Krankheitsfall?
Falls Sie krank werden, melden Sie sich telefonisch bei einem der Kollegen oder beim Chef krank. Er wird diese Information an die Personalabteilung weiterleiten. Bestimmt können Sie parallel dazu auch eine entsprechende E-Mail versenden. In vielen Fällen wird es dann so geregelt, dass das Praktikum um die ausgefallenen Tage verlängert werden kann. Fragen Sie auf jeden Fall nach dieser Möglichkeit.
Der letzte Tag
Da auch die Kollegen diesen besonderen Tag im Blick haben, wird Ihnen bestimmt Gelegenheit gegeben, noch ein paar Worte zum Abschied zu sagen. Dehnen Sie das nicht ewig aus, aber ein paar freundliche Worte des Dankes sind schon angebracht, haben doch alle Kollegen Zeit dafür geopfert, sie durch Ihr Praktikum zu schieben. Ergänzen lässt sich das noch mit Hinweisen darauf, was Ihnen in diesen Tagen besonders gut gefallen hat, was Sie alles von den Menschen gelernt haben. Wenn Sie diesen Moment dann auch noch mit ein paar Stücken Kuchen abrunden, haben Sie viele gute Freunde fürs Leben gefunden. Aber ein Don’t ist es heute, seinen Ausstand mit Alkohol zu „feiern“.