Praktikumszeugniss: Struktur und Aufbau
Für die Absolvierung eines Praktikums gibt es mehre Gründe, sei es, dass es sich um ein Pflichtpraktikum handelt, das im Rahmen des Studiums zu absolvieren ist oder um ein Praktikum, das dazu dient, den erstrebten Job erst einmal aus nächster Nähe kennenzulernen, bevor man sich zu einer Ausbildung entschließt. Bereits gesammelte Arbeitserfahrungen aus einem Praktikum werten den Lebenslauf sehr auf und ein gutes Praktikumszeugnis ist bei einer späteren Jobbewerbung von enormem Vorteil.
Der Praktikumsvertrag
Wie bei jedem Arbeitsvertrag auch ist es sinnvoll, vor Beginn des Praktikums einen Praktikumsvertrag schriftlich zu fixieren, um vor eventuellen, unliebsamen Überraschungen geschützt zu sein. Das sollte der Praktikumsvertrag enthalten.
Die Abteilungen welche während des Praktikums durchlaufen werden sollen und die dabei zu erreichenden Qualifizierungsziele. Angaben zu Arbeitsdauer, Vergütungen und Urlaub
Eine Haftung des Praktikanten sollte auf grobe Fahrlässigkeit und Vorsatz beschränkt sein, damit der Praktikant nicht schadensersatzpflichtig ist, falls er einen schwerwiegenden Fehler begeht. Der Praktikant selbst verpflichtet sich allgemein unter „sonstigen Vereinbarungen“, dass er über betriebliche Interna Stillschweigen bewahrt und Arbeiten, die er im Rahmen des Praktikums anfertigt, mit einfachem Nutzungsrecht an den Ausbildungsbetrieb abtritt.
Steuerrechtliches zum Praktikum
Bei einem unentgeltlichem Praktikum muss kein Beitrag zur Sozialversicherung geleistet werden. Bei einer Bezahlung wird ein Pauschalbetrag zur Krankenversicherung erhoben. Weitere Beiträge werden erst fällig, wenn der Verdienst 400 Euro monatlich übersteigt oder das Praktikum länger als zwei Monate dauert. Ob das jeweilige Gehalt den Steuerfreibetrag übersteigt (dann verlieren die Eltern das eventuelle Kindergeld), ist vor Praktikumsbeginn zu klären. Genauere Angaben zum Steuerrecht kann jeder unschwer im Netz nachlesen. Während des Praktikums ist jeder Praktikant per Gesetz unfallversichert, da dieses als betriebliche Berufsausbildung gilt.
Das Recht auf ein Praktikumszeugnis
Nach der GewO (Gewerbeordnung), § 109 und dem Paragrafen 630 des BGB ist der Arbeitgeber verpflichtet, jedem Mitarbeiter am Ende seiner Betriebszugehörigkeit ein Arbeitszeugnis auszustellen. Das Gesetz gilt auch für das Praktikumszeugnis, wobei zwischen „einfachem und qualifiziertem Praktikumszeugnis“ zu unterschieden ist. Das Zeugnis wird am Ende des Praktikums erstellt, liegt aber idealerweise bereits bei Praktikumsende zum Mitnehmen bereit.
Achtung:
Viele Arbeitgeber lassen sich gerne mit dem Praktikumszeugnis Zeit, nicht aus Bösartigkeit, sondern weil das Extraarbeit zum täglichen Arbeitspensum bedeutet, für die man oft keine Zeit hat. Deshalb sollte jeder rechtzeitig den Arbeitgeber an das erwartete Zeugnis erinnern und diesem dabei möglichst viel Arbeit abnehmen. In größeren Firmen muss der das Zeugnis ausstellende Mitarbeiter meist erst in den einzelnen Abteilungen nachfragen, welche Arbeiten der Praktikant dort erledigt hat. Deshalb sollte man dem Zeugnisersteller eine präzise Liste an die Hand geben. In dieser Liste sollte genau aufgeführt sein, wann und wo man welche Tätigkeiten ausgeübt hat und in welchem Zeitraum. Nur so kann man sicher sein, dass keine Tätigkeit vergessen wird, die einem wichtig ist. Auf eine interessante Formulierung (nicht übertreiben) sollte man achten, da die Zeugnisersteller oft dankbar einfach diese Aufzählungen komplett übernehmen. Desto weniger Arbeit der betreffende Mitarbeiter damit hat, desto schneller erhält man in der Regel sein Zeugnis.
Oft bietet auch der Arbeitgeber einem Praktikanten an, einen Entwurf oder das Praktikumszeugnis selbst zu verfassen. Wer sich darauf einlässt, sollte sich aber vorher genau über die Regeln und Codes in einem Zeugnis informieren. Dabei muss man sich nicht scheuen, sich selbst möglich positiv zu beurteilen, denn nicht immer stinkt Eigenlob. Dafür gibt es im Internet gute Tipps, wie man sein Praktikumszeugnis selbst erstellen sollte. An diese Tipps und Formulierungsrichtlinien sollte man sich auch halten, damit man seine Chance auf ein optimal formuliertes Zeugnis nicht mindert. Natürlich muss man immer authentisch dabei bleiben und so ein guter Praktikant darf in seinem Zeugnis keine Rechtschreibfehler oder Grammatikfehler aufweisen. Da kann man einen kompetenten, stilsicheren Bekannten um „Korrektur lesen“ bitten. Der Onlineeinsatz der Dudenrechtschreibprüfung sollte obligatorisch sein.
Einfaches und qualifiziertes Praktikumszeugnis
Im „einfachen Praktikumszeugnis“ steht nicht viel mehr außer den Personalien des Praktikanten, dem Firmennamen und den Unternehmensbereichen in denen dieser während des Praktikums tätig war und natürlich der genaue Zeitraum.
Bei einem nur wenige Tage dauernden Schülerpraktikum ist ein qualifiziertes Zeugnis unüblich, da eine individuelle Leistung eines Praktikanten nach einem so kurzen Zeitraum allgemein noch nicht beurteilt werden kann. Wer aber zum Beispiel als Student mehrere Monate für eine Firma tätig war, sollte sich keinesfalls mit einem „einfachen Praktikumszeugnis“ abspeisen lassen. Schließlich ist für spätere Bewerbungen ein „qualifiziertes Praktikumszeugnis“ bedeutend wertvoller.
Struktur und Aufbau eines „qualifizierten Praktikumszeugnisses“
Überschrift:
Praktikumszeugnis
Personalien:
notwendige Daten zur Person des Praktikanten wie kompletter Namen, Titel, Geburtsdatum, Adresse, Praktikumsort und Beschäftigungsdauer
Pflichtenheft:
Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Kompetenzen während der Tätigkeit
Fachwissen:
mitgebrachtes und während des Praktikums erworbenes Fachwissen
Leistung und Verhalten des Praktikanten:
wie Engagement, Leistungsbereitschaft, Belastbarkeit, Engagement, Identifikation mit dem Unternehmen, Kreativität und Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kunden, Mitarbeitern und die Qualität der Arbeit
Austrittsgrund:
Ende des Praktikums
Schlusssatz:
hier bedankt sich der Arbeitgeber für die während des Praktikums geleistete Arbeit, die gute Zusammenarbeit und wünscht dem Praktikanten viel Erfolg für dessen berufliche Zukunft. Diesen Schlusssatz muss auch das qualifizierte Praktikumszeugnis nicht enthalten. Ein Fehlen desselben könnte aber den Verdacht aufkommen lassen, dass man den beurteilten Praktikanten eventuell gar nicht im Unternehmen vermisst.
Ort, Datum und Unterschrift
Das gilt für alle Zeugnisse
Das Zeugnis sollte auf einem Briefbogen des Unternehmens erstellt sein, den Unternehmensstempel, das Ausstellungsdatum und die Unterschrift des direkten Vorgesetzten tragen. Ein Zeugnis erfordert immer große Sorgfalt und Umsicht, da solche Dokumente von arbeitsrechtlichem Gewicht sind, die zu Auseinandersetzungen führen können.
Nach Erhalt des Praktikumszeugnisses sollte man dieses sofort sehr sorgfältig durchlesen, um eventuelle Missverständnisse oder Ungereimtheiten sofort klären zu können. Ist erst etliche Zeit vergangen, ist eine Reklamation bedeutend schwieriger vorzubringen und aufwendiger.
Das Praktikumszeugnis: Wahrheit und Wohlwollen sind Pflicht
Eventuelles Fehlverhalten oder persönliche Schwächen des Praktikanten sind nicht negativ zu formulieren (Wohlwollenspflicht) und es darf auch keine Unwahrheit (Wahrheitspflicht) verbreitet werden. Gleichwohl gibt es einen Code für die Formulierungen. Stattdessen wird man zum Beispiel die Unpünktlichkeit eines Praktikanten mit Worten ausdrücken wie: war stets um Pünktlichkeit bemüht. Diese Codes sind mittlerweile überall nachzulesen, sodass jeder selbst beurteilen kann, ob das auf ihn zutrifft. Die Erwähnung von Dingen, die einer Gleichbehandlung nach AGG widersprechen, dürfen nicht erwähnt werden. Dazu gehören Krankheiten, Hautfarbe, Konfession und so weiter.
Verjährungsfrist für das Praktikumszeugnis
Nach drei Jahren verliert der Praktikant sein Recht auf ein Praktikumszeugnis und den Anspruch auf eine Bewertung seiner erbrachten Leistungen. Ein anderer Grund kann sein, dass die betreffenden Personen, mit denen der Praktikant zusammengearbeitet hat, nicht mehr im Unternehmen sind oder man sich einfach an diesen nicht mehr erinnern kann.