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Das Vorstellungsgespräch fürs Praktikum – Tipps und Tricks

Die Suche nach einem geeigneten Praktikumsplatz wurde in den letzten Jahren für junge Menschen leider immer schwieriger und aufwendiger. Das hat auch etwas damit zu tun, dass im Sinne des Jugendschutzes genauer beim Arbeitsschutz und Arbeitsrecht hingesehen wird. Während der Praktikant früher gern mal genommen wurde, damit im Betrieb aufgestaute, unliebsame Arbeiten schnell und billig erledigt werden können, sind heute viel mehr die Rechte der Praktikanten zu beachten, was mit Pflichten für die Betriebe oder Behörden, die Praktikumsplätze anbieten, verbunden ist. In der Folge hat die generelle Bereitschaft, Praktikumsplätze anzubieten, bei gleich gebliebener Nachfrage in der Summe abgenommen.

Vor diesem Hintergrund des verminderten Angebots haben junge Menschen, die einen Praktikumsplatz suchen, gewisse Hürden zu überwinden. Eine Wesentliche davon ist sicherlich die Notwendigkeit der Bewerbung auf den Praktikumsplatz. Um sich gegenüber den Konkurrenten durchzusetzen, muss man im Bewerbungsgespräch, sofern man aufgrund seiner überzeugenden schriftlichen Bewerbung auf den Praktikumsplatz überhaupt dazu eingeladen wird, hier die alles entscheidenden Punkte machen. Wie das geht, damit beschäftigen wir uns in diesem Artikel.

Ablauf des Vorstellungsgesprächs

Viele Betriebe und Behörden sind inzwischen dazu übergegangen, an den Bewerber auf einen Praktikumsplatz ähnliche Maßstäbe anzulegen, wie beim Bewerber auf einen Arbeitsplatz, selbst dann, wenn im Rahmen des Praktikums gar keine Vergütung gezahlt wird. Ein Grund dafür ist die eingeforderte Loyalität zu dem Unternehmen, die die Bereitschaft zur Verschwiegenheit über interne Abläufe voraussetzt, aber nicht immer von den Praktikanten beherzigt wird. Wenn ein Bewerber auf Platz 1 gereiht worden ist, wird dieser zu Beginn seines Praktikums in der Regel dazu aufgefordert, eine Verschwiegenheitserklärung zu unterzeichnen. Wer sich dann daran nicht hält, dem drohen heute strafrechtliche Konsequenzen.

Bewerbungsgespräch

Bewerbungsgespräch ©iStockphoto/KatarzynaBialasiewicz

Tipp 1

Falls sich die Gelegenheit im Bewerbergespräch ergibt, weist der Bewerber schon von sich aus darauf hin, dass Interner des Hauses nicht nach außen zu dringen haben, dass ihm dies sehr wohl bewusst ist und er diesen Punkt genau beachten wird.

Das Gremium, das die Aufgabe hat, den geeignetsten Bewerber aus einer möglicherweise langen Liste auszusuchen, bittet alle Bewerber zu Beginn der Einzelgespräche um eine kurze Zusammenfassung ihres Lebenslaufes, bei der möglichst erkennbar sein sollte, worauf die Motivation des Bewerbers stützt, gerade bei diesem Unternehmen ein Praktikum machen zu wollen.

Tipp 2

Dem Rechnung tragend, dass das Auswahlgremium heute wahrscheinlich viele Kandidaten zu befragen hat, sollte die Zusammenfassung des Lebenslaufes kurzgefasst sein. Eine Antwort in der Art: „Aber das steht doch alles drin in meinen eingereichten Unterlagen“ ist unbedingt zu vermeiden, da in der Regel nicht alle Kommissionsmitglieder die Zeit hatten, alle Unterlagen zu studieren. Stattdessen informiert sich der Bewerber im Vorfeld eingehend auf der Internetseite des Unternehmens insbesondere über die Aktivitäten derjenigen Abteilung, in der das Praktikum stattfinden soll, und begründet überzeugend sein besonderes (persönliches) Interesse an mindestens einem der Themenfelder, die dort im Fokus stehen.

Danach erfolgen meistens einige fachliche Fragen, die dem Gremium zeigen sollen, ob die Auffassungsgabe des Bewerbers in das fachliche Profil jener Abteilung passt, wo das Praktikum stattfinden soll. Dabei ist es nicht so schlimm, wenn der Bewerber die Antwort auf die eine oder andere Frage nicht gleich weiß und dies auch offen zugibt. Das ist allemal besser, als lange „um den heißen Brei herumzureden“, was für alle Beteiligten die Zeit nur unnötig in die Länge zieht.

Tipp 3

Gerade in diesem Fall ist das Gremium aber beeindruckt, wenn der Bewerber versucht, sich die Antwort auf die Frage durch logisches Denken selbst abzuleiten. Oftmals sind die Fragen bewusst so konstruiert, dass genau dies möglich ist. Dabei darf der Bewerber „laut“ nachdenken, damit das Gremium seine Gedankengänge mitvollziehen kann. Nichts ist schlimmer, als eine lange Pause entstehen zu lassen und (verstockt) gar nichts mehr zu sagen.

Tipp 4

Für viele gilt, dass sie ein Pflichtpraktikum absolvieren müssen. Dies bedeutet aber nicht, dass man sich das nächstbeste Praktikum bei irgendeiner Firma, die gerade bequem auf der anderen Straßenseite zu erreichen ist, aussucht. Zwar interessiert sich der Praktikant vielleicht sehr für Elektronik, aber der nette Friseur gegenüber ist doch so bequem. Dies wäre auf jeden Fall der falsche Ansatzpunkt. Suchen Sie sich unbedingt von vornherein eine Firma aus, deren Aktivitäten mit Ihren Interessen in guter Übereinstimmung stehen. Nur dann können Sie im Bewerbergespräch wirklich überzeugen.

Gegen Ende des Gesprächs möchte das Gremium mit Fragen zu den sogenannten „Soft Skills“ noch erfahren, ob Sie sich gut ins bestehende Team einfügen werden. Dabei ist zu bedenken, dass ein Praktikant für die Mitarbeiter zunächst einmal zusätzliche Arbeit bedeutet und diese Kollegen daher belastet. Zum Beispiel ist ein zusätzlicher Arbeitsplatz mit Rechner, Bildschirm und LAN-Anschluss für das interne Netzwerk einzurichten. Meistens erhält auch der Praktikant eine eigene E-Mail-Adresse auf dem Server des Unternehmens. Darüber hinaus sind wahrscheinlich mehrere Mitarbeiter damit beschäftigt, dem Praktikanten eine Einführung in die anstehenden Aufgaben zu vermitteln. Um diesen Kollegen ihre Arbeit nicht unnötig zu erschweren, achtet das Gremium im Sinne des Unternehmens darauf, dass der Praktikant die Stimmung im Team nicht negativ beeinflussen wird und so die Produktivität der Abteilung möglicherweise in Mitleidenschaft zieht.

Tipp 5

Ein freundliches, höfliches, auch leicht zurückhaltendes Auftreten, das Hilfsbereitschaft, eine gute Erziehung und Respekt gegenüber anderen Menschen erkennen lässt, ist geradezu eine Grundvoraussetzung für den beruflichen Erfolg. Vorlautes, oberlehrerhaftes Verhalten nach dem Motto „Quatschen Sie mich nicht voll, das weiß ich doch alles“ ist nicht nur beim Bewerbergespräch völlig unangebracht.

Zu den Fragen der Teamfähigkeit kann bei männlichen Bewerbern auch dessen Einstellung im Umgang mit weiblichen Kollegen gehören.

Tipp 6

Frauen erwarten keine Bevorzugung, wohl aber eine neutrale Gleichbehandlung. Lassen Sie auf keinen Fall erkennen, dass sie viel lieber mit einer jungen, hübschen Kollegin zusammenarbeiten möchten als mit einer älteren Dame (auch wenn das vielleicht so der Fall ist). Alle Menschen sind grundsätzlich als gleichwertig zu betrachten und die nach wie vor existierende Doppelbelastung der Frauen durch Beruf und Familie fordert uns großen Respekt vor allen Frauen ab. Lassen Sie diese Einstellung deutlich erkennen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es eine Frage zu Ihrer Konfliktfähigkeit geben. Dabei wird oft eine Situation konstruiert, manchmal auch als Rollenspiel, dem Sie sich auf keinen Fall verweigern sollten, in der Sie mit einem schwierigen Kollegen konfrontiert werden, der möglicherweise auch auf wiederholte Nachfrage eine bestimmte Zuarbeit, die Sie dringend benötigen, um weiter zu kommen, partout nicht liefert. Jetzt kommt es darauf an, wie Sie darauf reagieren.

Tipp 7

Der Schwerpunkt sollte auf eine freundliche, aber zielgerichtete Kommunikation gelegt werden, bei der Sie auch die Gründe hinterfragen, warum der Kollege solche Schwierigkeiten hat. Möglicherweise führt eine kleine Hilfestellung Ihrerseits dazu, dass dieser seine Arbeit dann doch noch zeitnah machen kann. Weniger gern gehört werden hier Antworten wie: „Dann mache ich das eben auch noch selber“ oder „dann beschwere ich mich beim Chef“.

Das Selbermachen ist zwar ein Hinweis auf Ihr hohes Engagement und Ihre persönliche Belastbarkeit, aber es löst die Problematik nicht wirklich nachhaltig. Im Ergebnis überfordern Sie sich damit nur selbst und tragen dadurch vielleicht noch zum Krankenstand bei. Die sofortige Anrufung des Chefs ist deshalb nicht gern gesehen, weil dieser nämlich im Unternehmen auch alle Hände voll zu tun hat und sich nicht noch um Ihre „kleinen“ Probleme kümmern kann und will. Stattdessen erwartet man heute sogar von einem Praktikanten, dass er als (fast) erwachsener Mensch konstruktive eigene Strategien zur Lösung von Problemen entwickeln kann.

Tipp 8

Eine Frage, mit der im Vorstellungsgespräch unbedingt zu rechnen ist, heißt: „Wo sehen Sie selbst Ihre Stärken und Ihre Schwächen?“

Auch und gerade an dieser Stelle sollten Sie die üblichen bekannten Standard-Floskeln vermeiden, sondern sich eine vorher wohlüberlegte und sehr persönliche, authentische Antwort zurechtlegen, wobei Sie diese dann aber möglichst nicht wie „aus der Pistole geschossen“ auswendig gelernt präsentieren. Als Schwäche nennen Sie doch einfach, dass Sie gern Wiener Würstchen essen oder so etwas Ähnliches, denn ein wenig Humor lockert ein Vorstellungsgespräch auf, das nehmen alle dankbar auf.

Wichtig ist, dass Sie sich nicht verstellen, sondern ehrlich sind, denn im Gremium sitzen meistens Leute mit viel Menschenkenntnis, die diesen Job nicht zum ersten Mal machen. Es macht auch wirklich keinen Sinn, sich auf ein Vorstellungsgespräch durch Auswendiglernen möglicher Antworten vorzubereiten.

Tipp 9

Es macht durchaus einen guten Eindruck, wenn Sie sich während des Gesprächs einige wenige Notizen machen. Nehmen Sie also einen Block und einen Stift mit. Da Sie vielleicht auch ein bisschen aufgeregt sind, können Sie sich nicht jedes Detail merken, was Sie möglicherweise gern noch mal nachgefragt hätten. Dabei helfen Ihnen dann die Stichpunkte.

Last, but not least

Das Ende des Vorstellungsgesprächs hat es noch mal in sich, denn jetzt gibt es die Gelegenheit, noch eigene Fragen zu stellen. Wenn alles getan ist, möchte das Gremium auf keinen Fall mit einer Liste von 786 Fragen gequält werden. Daher sollten Sie es unbedingt mit höchstens vier eigenen Fragen bewenden lassen. Ihr Interesse bekunden Sie an dieser Stelle zum Beispiel mit der Frage nach der Größe und Zusammensetzung des Teams, mit dem Sie zusammenarbeiten werden. Manchmal ist es auch möglich, sich die Abteilung oder ein Labor nach dem Gespräch zeigen zu lassen. Danach können Sie zum Beispiel fragen.

Namen sind nicht nur Schall und Rauch. In der Regel hat sich das Gremium namentlich vorgestellt oder es stehen sogar ihre Namensschilder auf dem Tisch. Richten Sie ruhig Ihre Frage namentlich an eine bestimmte Person in der Form: „Frau Schmidt, da Sie ja der Personalabteilung angehören, können Sie mir vielleicht sagen, wann ich mit dem Praktikum frühestens beginnen könnte?“

Sprechen wir noch über die Bekleidung

Das Unternehmen selbst gibt die richtige Wahl meistens schon vor. In einer Bank, Versicherung oder im Autoverkaufshaus mag die Krawatte angebracht sein. In einer Rohrlegerfirma oder in einem jungen Start-up für Softwareentwicklung ist sie bestimmt übertrieben. Als junge Frau sollten sie an einem warmen Sommertag nicht zu leicht bekleidet zum Vorstellungsgespräch gehen. Ansonsten gilt auch für die junge Frau, dass anstelle eines Ballkleides ein sehr natürliches, gern mal sportliches Auftreten meistens am besten ankommt.

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